Stadt, Land, See

Seit 2 Tagen sind wir jetzt in Chiang Mai. Bei noch ausstehenden 3,5 Wochen steuern wir somit die Zielgerade an. Wahnsinn wie schnell die Zeit vergeht…

Gestern Morgen haben wir Nong Khai und das Sarnelli Haus mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen. Father Chuck begleitet uns trotz früher Stunde zum Flughafen und auch Kate und Pida sind wach, um sich von uns zu verabschieden. Es fällt mir tatsächlich ein bisschen schwer, die ganzen Leute hier hinter mir zu lassen, weil es eine ganz außergewöhnliche Woche war. Am Flughafen in Udon Thani verabschiedet Father Chuck uns herzlich und nicht nur er hat Pipi in den Augen. Fest drücke ich mich an den kugelrunden Bauch des alten Mannes und wir beide hoffen, uns noch einmal wieder zu sehen…ob in Deutschland, Amerika oder im Sarnelli House. Und dann müssen wir auch schon los…eine gute Stunde später landen wir am frühen Morgen in Chiang Mai. Max, unser Gastgeber für die nächsten Tage holt uns mit ein wenig Verspätung ab und fährt uns durch die Stadt hindurch zu seinem etwas außerhalb gelegenen B&B. Obwohl wir vom frühen Aufstehen etwas müde sind, schnappen wir uns gleich den angebotenen Roller und beschließen Chiang Mai ein wenig zu erkunden. Erfolgreich verfahren wir uns gleich auf dem Hinweg, aber nach so viel „Rumgeeiere“ in diversen Städten bringt uns das nicht mehr aus der Ruhe J Und so landen wir schließlich an einem der Altstadttore, parken unser Gefährt und beginnen den Fußmarsch durch Chiang Mai. Die Stadt gefällt uns auf Anhieb. Die kleinen Gassen wirken gemütlich, überall Cafes oder Kneipen von stylisch bis alternativ, darin eine Menge unterschiedlichster Leute. Das totale Chaos der asiatischen Großstadt fehlt hier und gerade das macht Chiang Mai für uns so sympathisch. Fast nebenbei nehmen wir den Wat Phra Singh, den Wat Chiang Man und den Wat Chedi Luang mit. Allesamt Tempelanlagen im alten Bezirk, die sich gewohnt prunkvoll präsentieren. Mittlerweile haben wir uns auch an die Sonderstellung der buddhistischen Mönche gewöhnt. Nicht nur dass in öffentlichen Verkehrsmitteln ein Hinweisschild hängt, auf dem neben dem Schriftzug „Bitte für Bedürftige Platz frei machen“ eine Oma mit Stock, eine Schwangere UND ein Mönch abgebildet sind…nein, auch im Flughafen gibt es neben den 0815 Sitzbänken für jedermann ein Ledersofa-Garnitur mit dem Hinweis „Monks only“. Befremdlich wirkt es dann aber trotzdem, wenn ein Mönch in einem der Tempel eine ihm zu Fuße liegende Gläubige ausgiebig mit Weihwasser segnet, dabei unverständliche Worte murmelt und just eine Sekunde später in seinem Handy vor sich hin tickert…wie auch immer. Noch während wir unseren Spaziergang fortsetzen, wird in der Altstadt der all sonntägliche Nachtmarkt vorbereitet. Wir entscheiden uns zunächst für ein Restaurant mit burmesisch angehauchter Küche und stürzen uns danach ins Getümmel. Vor allem einheimische Künstler verkaufen ihre Ware, von selbstbedruckten Shirts über Silberschmuck bis hin zu Gemälden. Eigentlich ganz schön, aber innerhalb kürzester Zeit füllt sich die Straße mit so vielen Touristen, dass wir uns nur noch schieben lassen können. Also nix wie raus aus der Menschenmasse und mit den Roller nach Hause gedüst. Auch hier mit obligatorischen Umweg, aber schlussendlich erfolgreich!

Der heutige Tag startet entspannt mit Ausschlafen und einem ausgezeichneten Frühstück von Max. Unserem bayrischen Bergsteiger-Gen folgend, wollen wir heute ein kleine Tour laufen. Nicht umsonst ist Chiang Mai mit seinen Bergen und dem angenehmen Klima ein beliebter Ort für Outdoor Aktivitäten. Wir satteln unser „Pferd“ und los geht’s. Doch schon zu Beginn werden wir ausgebremst. Die Suche nach einer Tankstelle für unseren Roller gestaltet sich schwieriger als gedacht. Wir kurven umher, sind zwischendurch komplett orientierungslos und finden nach einigen unnötigen Kilometern ENDLICH die wahrscheinlich einzige Shelltankstelle Chiang Mai’s ;) Schnell aufgetankt und kurz die Gemüter runter gekühlt kann es dann aber losgehen zum Huay Tung Tao Lake. Von hier soll es eine wunderschöne 7,5km lange Route durch den Dschungel geben mit Wasserfällen und Aussichtspunkten auf dem Weg. Der See an sich liegt schon wirklich malerisch. Es ist Montag und gefühlt ist außer uns keine Menschenseele unterwegs. Eingebettet in grüne Wälder und Reisfelder finden wir einen charmanten Rückzugsort außerhalb der Stadt. Doch vor der Entspannung steht ja noch unsere Wandertour. Mit der Offline Karte machen wir uns auf den Weg und nach nicht mal 100m biegen wir links in den Dschungel ab. Wie geil is das denn bitte?! Auf einem sandigen Weg gehen wir stetig bergauf durch Baumriesen, Farne und Palmen. Um uns herum bunte Schmetterlinge, große Spinnen und Vogelgezwitscher….und: wer hätte das gedacht, Mosquitos! Die kleinen Plagegeister haben wohl seit Wochen kein Opfer mehr gehabt, denn nach kurzer Zeit sind wir quasi von einer Mosquito-Wolke umgeben. Bush-Man unser bewährter Freund und Helfer ist zum ersten Mal in 8(!) Wochen nicht im Rucksack, welch bitterer Amateurfehler. Anfangs noch der Überzeugung, uns da durch zu kämpfen, geben wir nach ungefähr 2 km auf. Es juckt einfach überall und ein Ende ist nicht in Sicht. Frustriert ob unserer eigenen Dusseligkeit treten wir den Rückweg an. Auf Wasserfall (der immerhin schon in Hörweite war) und Aussicht müssen wir verzichten. Stattdessen geben wir uns nach so vielen Attacken gleich der Entspannung hin und drehen mit dem Roller eine Foto-Runde um den See. An einem Abschnitt mit Bambushütten halten wir an. Jede Hütte ist am Wasser gelegen und bietet mit Tisch in der Mitte einen perfekten Platz zum Picknicken mit Seeblick. Hier lassen wir uns nieder, bestellen Reis und Papaya Salat und lassen die Seele baumeln. Was für eine Entschädigung! Nach zwei Stunden nichts tun brechen wir wieder auf. Unser Ziel ist der Doi Suthep National Park. Darin ein berühmter Tempel, den wir aber nach 2 Monaten Asien heute einfach mal bewusst übersehen…Tempelmüdigkeit macht sich breit und so beschließen wir die Strecke in den Nationalpark wegen des anstehenden Sonnenuntergangs zu fahren. Kaum aus der Stadt raus, steigt die Straße serpentinenartig an. Über 15 km bieten sich immer wieder herrliche Ausblicke auf Chiang Mai, während wir immer höher in den Nationalpark vordringen. Es wird merklich kühler und uns schwant schon das Szenario der Heimfahrt…aber jetzt suchen wir uns erst einmal ein schönes Plätzchen zum Beobachten. Zu der Entscheidung, den Tempel links liegen zu lassen, beglückwünschen wir uns spätestens in Sichtweite des Heiligtums. Hier werden nämlich Horden von Touristen in großen und kleinen Bussen angekarrt, ausgeladen und von verkaufstüchtigen Souvenirhändlern belagert. Zügig fahren wir durch das Spektakel hindurch und werden von ein paar anderen Roller-Fahrern auf einen schönen Aussichtspunkt abseits der Straße hingewiesen. Wir stellen den Roller ab und müssen ein paar Stufen hinunter zu einer Art Klippe laufen. Von hier bietet sich ein toller Blick! Zur linken die Ausläufer von Chiang Mai vor uns und rechtsseitig die Bergwelt des Dschungels. Der Horizont ist rauchig und darüber die ersten Orange-Töne des Sonnenuntergangs. Keine Menschenseele, stattdessen Stille…unterbrochen nur von den tierischen Lauten der Natur. So färbt sich die Sonne in einen feuerroten Ball, bevor sie hinter den verhangenen Hügeln verschwindet. Wir treten den Heimweg an. Wie bereits angekündigt ist es saukalt geworden hier oben. Ich wickele mich in mein Tuch, das war’s dann aber auch schon mit Kälteschutz und so juckeln wir frierend die kurvenreiche Straße ins Tal zurück. Mit jedem Höhenmeter weniger tauen wir glücklicherweise ein wenig mehr auf. Wir entscheiden uns für ein Viertel außerhalb der Altstadt und finden beim Durchstreifen der Gassen ein niedliches kleines Restaurant mit Nordthailändischer Küche. Die Besitzerin erklärt uns ausführlich die Karte und wir entscheiden uns für Labkai (sehr scharfer Hünchensalat) mit einer Art Kräuter-Rührei und einen Haufen Gemüse mit Tomaten-Chilli-Schweinefleisch-Dip. Klingt gesund und ist unglaublich lecker! Kaputt von einem langen, aber super gelungenen Tag fahren wir diesmal auf direktem Weg nach Hause und purzeln gleich müde ins Bett! Mal sehen, was der morgige Tag so bringt ;)

Der Gruß des Tages geht heute in die Schweiz an Silvia und Martin. Der heutige Hiking Trail wäre für euch Profis perfekt auf dem Bike gewesen JLiebe Grüße aus Thailand’s Bergen!

Zitat des Tages: (als Thommy eine echt gerockte Katze am See sieht) Guck…die Katze kannste gleich ohne Kosmetik in „Friedhof der Kuscheltiere“ übernehmen!“


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