Medizin und Ernte

Gestern Morgen bin ich mal ausnahmsweise meiner eigenen Profession gefolgt J Auf dem Gelände des Kinderheims wurde vor ein paar Jahren ein kleines Health Center eingerichtet. Verwaltet von Kate, besteht in diesem Mini Krankenhaus die Möglichkeit, kleinere und größere Blessuren basismedizinisch zu behandeln und jeden Freitag gibt es eine offene Sprechstunde für die Einwohner der umliegenden Dörfer. Auch diese sind zu einem großen Teil HIV positiv und erhalten auf diesem Weg Medikamente gegen simple Erkältungserkrankungen oder Vit B12 Injektionen. Für mich ist hier alles anders. Das hat so gar nichts mit der Medizin zu tun, die ich aus Deutschland kenne. Die Mittel sind begrenzt, ebenso die diagnostischen Möglichkeiten. Hier behandelt man nach bestem Wissen und Gewissen. Ich verteile Vitamintabletten, Salben gegen Schmerzen und soll mein Urteil zu Hauterkrankungen abgeben, die ich vorher noch nie gesehen habe. Schnell stoße ich an meine Grenzen und kann selbst nur beratschlagend zur Seite stehen. Aber irgendwie ist es auch schön…mal völlig weg von dem üblichen Procedere „Medizin“ zu machen. Und wie dankbar die Menschen hier sind, nur weil sie ein paar Vitamine mit auf den Weg bekommen. Das ist etwas, was ich in dieser Form bisher auch selten erlebt habe. Nichts erinnert hier an die Anspruchshaltung, die Skepsis und kleinen Wehwechen, die einem zuhause entgegen gebracht werden. Und das obwohl zwischen krank und krank Welten liegen können!

Am Nachmittag packen wir unsere Präsente für das House of Hope ein. Die Kleidung für die Mädels und einen großen Haufen Autos für die Jungs. Als wir ankommen schlafen ein paar Zwerge noch, von den anderen werden wir sofort wieder belagert. Nach 1 Stunde kommt der Rest aus dem Kindergarten nach Hause. Gespannt sitzen die Kleinen da, als ihre „Hausmutter“ berichtet, dass wir ein paar Kleinigkeiten mitgebracht haben. Thommy kommt gar nicht wirklich dazu, die Tüte in Ruhe auszupacken, so groß ist die Freude und die Kids stürmen auf ihn zu, um sich das schönste Auto zu sichern. Die Mädels schlüpfen in Röcke und Kleider, zum Glück passt alles. Denn auf die Frage nach der Größe, antwortete die Hausmutter vor ein paar Tagen mit einem simplen „ Ohhhh…just look ;)“ Es ist wirklich Balsam für die Seele zu sehen, wie viel Freude die Kleinen mit ihren neu erstandenen Spielzeugen haben und wir mischen uns unter sie und spielen mit. Zum Abendessen verlassen wir den quietschfidelen Haufen wieder und erneut hat der Tag so einen herzerfrischenden Abschluss gefunden.

Heute ist Samstag. Das bedeutet im Sarnelli House aber keineswegs faulenzen. Stattdessen sind die älteren Kids bereits seit 6:30 draußen auf den Feldern und ernten ihren eigenen Reis. Eingepackt bis zu den Zähnen gegen die Sonne wurschteln sich die Jungs und Mädels durch das riesige Feld. Als wir ankommen, drücken uns ein paar gleich ihre Sichel in die Hand und schwupp werden wir zu Erntehelfern angelernt. Ganz schön anstrengend , was man in Anbetracht der Hitze und der immensen Erntefläche hier zu leisten hat…aber die Kids haben Spaß und amüsieren sich über unsere mangelnde Routine. Heute ist unser letzter Tag im Sarnelli House. Eine absolut grandiose Woche geht zu Ende und für uns war es auf unserer bisher 8 wöchigen Reise DAS Highlight. Den Rest des Tages lassen wir ruhig angehen, schwingen uns vielleicht nochmal auf die Räder und genießen zum letzten Mal Pida’s ausgezeichnete Küche. Morgen geht es weiter nach Chiang Mai, in den „kühlen“ Norden. Wir sind gespannt…

Der Gruß des Tages geht an die fleißigen Sarnelli Kids für Ihre Erntearbeit und die super schöne Woche, die wir hier verbringen durften! Wir kommen bestimmt wieder ;)

Zitat des Tages: (Kate in Anbetracht von Thommy’s Erntekünsten) „If you harvest like this, it’ll take you a year!“


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