Good Shepherd Sisters

Gestern Abend haben wir kurzfristig noch unseren heutigen Tag geplant. Neben dem Sarnelli House gibt es in Nong Khai noch die Good Shepherd Sisters. Die Nonnen dieser  Organisation kümmern sich vor allem um bedürftige Frauen und Mädchen, helfen bei der Jobsuche, organisieren Patenschaftsprogramme und ermöglichen den Kindern so eine adäquate Ausbildung. Nach einer kurzen email an Schwester Sutisa haben wir uns um 9 Uhr mit ihr verabredet. Ohne genau zu wissen, was uns erwartet, stehen wir also pünktlich in Sutisa’s Büro, wo wir schon erwartet werden. Der Empfang durch die Nonnen und ihr Team ist herzlich und so vergeht die erste halbe Stunde damit, dass Sutisa uns die Struktur und die Aufgaben ihrer Organisation erklärt. Schnell merken wir, dass wir auch hier locker 1 Woche bleiben müssten, um von all dem einen Eindruck zu bekommen. Da das jedoch leider nicht möglich ist, plant Sutisa kurzfristig um und beschert uns einen weiteren emotionalen und berührenden Tag. Zuerst lernen wir auf dem gleichen Gelände die Frauen kennen, die gemeinsam ganz außergewöhnliche Handarbeiten anfertigen. Von Taschen, über Schlüsselanhänger oder Schals in bunten Farben ist alles dabei. Viele der Frauen sind ebenfalls HIV positiv und hätten ohne Unterstützung der Nonnen keine gesellschaftliche Perspektive. Im direkten Kontakt spüren wir schnell, dass Schwester Sutisa nicht nur „Arbeitgeberin“ sondern auch Freundin und Vertraute ist. Danach begleiten wir das Team bei mehreren ihrer täglichen Hausbesuche in den armen Gemeinden um Nong Khai. Während der Fahrt dorthin bereitet uns Sutisa auf das vor, was wir gleich erleben werden. Doch bei Ankunft trifft es uns doch härter als erwartet. Eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern, die auf ca. 6 Quadratmetern in einer Strohhütte wohnt. Auf dem Boden eine durchlöcherte Matratze, darauf ein Kleinkind in schmutzigen Decken. Wir ziehen die Schuhe aus und betreten das Haus. Gemeinsam sitzen wir auf dem Boden und hören uns die Geschichte der Frau an, die ohne fremde Hilfe nicht einmal dieses provisorische Dach über dem Kopf hätte. Das, was wir bisher nur von außen am Straßenrand gesehen haben, das holt uns in diesem Augenblick ein. Für uns ist es kaum vorstellbar, dass ein Leben unter solchen Bedingungen überhaupt möglich ist. Die nächste Station ist eine junge HIV positive Frau, die sich aus Angst vor Stigmatisierung in keine Behandlung begeben wollte. Sutisa hat die junge Mutter dem Tode bereits nahe in vielen Gesprächen dazu gebracht, ins Krankenhaus zu gehen. Seither ist sie auf dem Weg der Besserung und als wir ankommen fällt die zierliche Frau der Nonne in die Arme und wieder ist diese Dankbarkeit spürbar. Nach dem Mittagessen kommen wir in den Garden of Hope. In Deutschland würden wir diese Einrichtung wahrscheinlich als Hospiz bezeichnen. Sie bietet den an Aids erkrankten Menschen eine Bleibe und kümmert sich bis zu deren Tod liebevoll um die Patienten, vor allem dann, wenn diese von ihren Familien verstoßen wurden. Schließlich besuchen wir noch 2 Familien, die in noch erbärmlicheren Verhältnissen leben als die junge Mutter zu Beginn. Wir kaufen ein wenig Essen und das Team hat Milch dabei. In der zweiten Hütte liegt ein gerade mal 2 Monate alter Säugling in einer Hängematte und wieder zieht uns diese Tatsache die Schuhe aus und wir realisieren, dass es hier an allen Ecken und Enden fehlt. Gegen 15 Uhr muss Schwester Sutisa los und wir beenden diesen Tag. Was für eine außergewöhnliche Frau, die sich so selbstlos um all die bedürftigen Menschen kümmert. Wir als Besucher sind heillos überfordert, man weiß einfach nicht, wo man zuerst anpacken soll und wer die Hilfe am nötigsten hat. So geht heute ein weiterer Tag zu Ende. Gleich gibt es Abendessen und ich bin sicher, wir werden mit allen Sarnelli Bewohnern und Gästen wieder Erfahrungen austauschen um dann morgen in einen neuen Tag zu starten.

Der Gruß des Tages geht an Schwester Sutisa und ihr Team für ihre aufopferungsvolle Arbeit, die sie jeden Tag leisten! Wir finden, das hat höchsten Respekt und Unterstützung verdient!

Zitat des Tages : (Schwester Sutisa) „The poor cannot choose!“


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Kommentare: 1
  • #1

    Sonja & Herbert (Donnerstag, 20 November 2014 19:48)

    Hallo liebe Tina, lieber Dirk,

    ja Sutisa und ihr Team....Jum, Party, Wimon....großartig und einzigartig!!! Herbert ist immer noch elektrisiert vom Besuch im April - wir machen die Patenschaften seit drei Jahren - aber seit April sind wir ganz eng zusammengerückt!!!! Die Sisters leisten unglaubliche Arbeit und vor allen Dingen für ALLE - egal wer das ist!!!
    Wenn Ihr Sutisa und Team nochmal seht - dann drückt alle von uns!!! Wir können es kaum abwarten, sie nächstes Jahr zu treffen!!!!

    Sonja & Herbert