One day in Bangkok...

Nach 9 Tagen haben wir gestern Kambodscha wieder verlassen. Im Vergleich zu Vietnam eine wirklich kurze Zeit. Wir haben uns letztendlich auf Phnom Penh und Siem Reap, sowie die nähere Umgebung beschränkt. Gerne hätten wir mehr von diesem Land gesehen, denn uns scheint, als gibt es gerade hier noch sooo viel zu entdecken, wenn man nur ein Stückchen links und rechts des Weges läuft. Für uns als Backpacker Neulinge ist die Tatsache, dass man dann aber wirklich komplett raus aus der „Zivilisation“ ist doch ein wenig abschreckend. Oft genug haben wir bisher die Erfahrung gemacht, dass man an kommunikative Grenzen stößt und ganz schön aufgeschmissen ist. Allein der Versuch, in den Kirirom Nationalpark im Süden Kambodschas zu gelangen scheiterte daran, dass offensichtlich niemand von diesem Park gehört hat, geschweige denn ein öffentlicher Bus dahin fährt. Und so verabschieden wir uns schweren Herzens von diesem wunderschönen Land und seinen netten Menschen und ziehen weiter nach Bangkok. Nachdem Girden uns ein letztes Mal mit seinem TukTuk zum Flughafen gefahren hat, warten wir nach dem Einchecken in einer Horde wild gewordener Asiaten auf unser Boarding. Nach dem letzten katastrophalen Flug bin ich ohnehin schon ein wenig unter Strom…doch als sich dann eine der besagten Damen einfach rücklings auf meine Lehne setzt und mir völlig distanzlos ihren Allerwertesten ins Gesicht hält, ist meine Geduld am Ende. Andere Länder, andere Sitten hin oder her, ich beschwere mich lautstark und glücklicherweise scheint wenigstens das die Schmerzgrenze der nähesuchenden Dame zu erreichen, denn sie steht auf und hält für den Rest der Wartezeit gebührenden Abstand zu mir. Dann steigen wir ein. Zum ersten Mal in diesen 6 Wochen fahren wir nicht mit einem Bus zu unserem Vogel, nein: Wir Laufen…und zwar einfach so über’s Rollfeld ohne dass ein hyperaktiver Ordner mit einer Fahne den genauen Weg vorgibt…geht also auch J Mit einem mulmigen Gefühl steige ich dann ein, wenigstens erleichtert ob der Tatsache, dass wir nebeneinander sitzen. Wurde uns zumindest beim Check in gesagt. Aber auch das ist relativ, nebeneinander ja, nur dazwischen ist halt der Gang. Glücklicherweise hat jemand ein Einsehen mit mir und obwohl der Flieger sonst voll gebucht ist, bleiben die beiden Plätze neben Thommy frei und ich rutsche rüber. So vergeht der Flug problemlos und gegen 22:30 landen wir in Bangkok. Die anschließende Taxifahrt in die City ist durchaus amüsant. Der Taxifahrer versteht uns nämlich so gar nicht - was übrigens auf Gegenseitigkeit beruht – uns so brüllt er lautstark in sein Telefon, wahrscheinlich um über die Zentrale nach dem genauen Weg zu fragen. Nach kurzer Zeit reicht er das Telefon hinter, doch auch Thommys Erklärungsversuche versanden. Auweia! Doch dann fällt Thommy ein, dass wir ja die Telefonnummer des Hotels haben und so lacht unser Fahrer nach 5 Minuten „Thai am Telefon für Fortgeschrittene“ und scheint endlich den ultimativen Plan zu haben. Keine 10 Minuten später setzt er uns sichtlich stolz am richtigen Hotel ab und wir betreten kurz vor Mitternacht unser überaus geräumiges und schickes Zimmer zum Schnäppchenpreis ;) Jetzt erst mal noch nen Burger mit Pommes gefuttert, dann geduscht und ab ins Sweet-Sleeper-Bed für süße Träume in Bangkok’s Nacht.  Zugegebenermaßen: Süß waren die Träume nicht wirklich, denn ich musste zweimal mitten in der Nacht das Licht einschalten…zuerst, weil eine Horde Spinnen in unserem Bett vermutet wurde und beim zweiten Mal, weil sich die Straßenhändler an der Ecke einfach nicht auf’s Handeln einlassen wollten. Aaaaahhhhhja J Thommy in nächtlicher Hochform!

Heute haben wir dann erst mal bunt gefrühstückt. Mittlerweile schreckt man wirklich vor nichts mehr zurück. Es gibt Marmeladen-Croissant mit Sushi, sowie Salzkekse zum Obst. So gestärkt starten wir in den Straßen-Dschungel von Bangkok. Wir fahren zunächst zum Königspalast und sind beim Betreten der Anlage fasziniert. Egal wohin das Auge blickt, es blinkt und glitzert in einem Meer aus Gold und Schmucksteinen und bemalten Kacheln. So etwas haben wir noch nie gesehen und wir wissen im ersten Moment gar nicht, wo wir hinschauen sollen. Die Wände des Wandelganges sind in filigranster Handarbeit szenisch bemalt und beeindrucken uns beim Schlendern durch die schattigen Gänge. Zentrales Highlight jedoch ist das Wat Phra Keo. Hier wird das Leben des Jade-Buddhas dargestellt und in der Mitte findet sich eine entsprechende Statue, die prunkvoll in Szene gesetzt ist. Obwohl das Fotografieren hier untersagt ist, haben wir ein ähnliches Gefühl wie schon in Saigon. Die betenden Menschen, die in der Mitte des Tempels ehrfürchtig knien passen einfach nicht zu dem Strom an Touristen und so holt uns dieses Heiligtum zumindest nicht in dem ihm eigentlichen Sinne ab. Nach dem königlichen Pantheon und den umrahmenden Chedis verlassen wir diesen Teil des Geländes und erreichen die königlichen Palastbauten. Im Gegensatz zu den bisher gesehenen Spitzdächern und Türmen findet sich hier der Chakri Maha Prasad Palast, der seltsamerweise im Renaissancestil gehalten ist und sich so gar nicht ins Gesamtbild einfügen mag. Betreten dürfen wir ihn leider nicht, denn hier werden die Urnen der letzten Könige aufbewahrt. So gönnen wir uns nach ein paar Stunden Besichtigung erst mal ein Eis und eine Kokosnuss im Schatten und verlassen dann das königliche Gelände Richtung Wat Pho. Dies ist der wichtigste Tempel des Landes und in ihm der 45m lange liegende Buddha. Auch hier sieht man wieder viele Gläubige, die ehrfürchtig in jede der 108 Almosenschalen auf der Rückseite der Statue ein paar Satang werfen, um ein bißchen Glück für die Zukunft zu erhalten. Die restliche Tempelanlage ist ähnlich prunkvoll und lädt zum Verweilen auf einer der kleinen Steinbänke ein. Dort beschließen wir dann auch unsere kulturelle Besichtigungstour für heute zu beenden und uns auf den Weg nach Chinatown zu machen. Hier soll ab dem frühen Abend ordentlich was los sein und zudem knurren uns mittlerweile die Mägen. Der Weg dahin ist spannend. Vorbei an einheimischen „Wohnunterkünften“, die Lagerhallen gleichen und uns in Ihrer Einfachheit und Armut sofort an Kambodscha erinnern. Die Leute, die hier leben wohnen ihn winzigen Verschlägen zwischen Kisten, Reissäcken und Müllbergen unter unvorstellbaren Umständen. Nur eine Straße hinter der schönen Promenade am Tempelgelände holt einen der krasse Gegensatz zur Glitzerwelt ganz schnell wieder ein. Auch das ist Großstadt…Fassade und Realität sind nur ein paar wenige Meter voneinander entfernt und das eine gäbe es ohne das andere wahrscheinlich nicht. Weiter geht es vorbei an einem riesigen Blumenmarkt mit bunten Rosen, Orchideen und Gestecken in den schönsten Farben. Richtig kreative Kleinkunst wird in den engen Gängen des Marktes geboten und ich kann mich nicht satt sehen an der Vielfalt der Farben. Dann erreichen wir eine Straße mit Ess-Ständen und einer lacht uns besonders an. Also setzen wir uns und bestellen von einer fast ausschließlich auf Thai gehaltenen Karte Reis mit Schwein und Knobi sowie Nudeln mit Huhn. Frisch zubereitet schmeckt es einfach am besten. So gestärkt starten wir in die letzte Etappe nach Chinatown…und dann sind wir da gegen 19 Uhr…also nur wir! Denn es ist, als hätte jemand die Gehsteige hoch geklappt. Eine nette Inderin versichert uns, dass wir richtig sind und so laufen wir dann in der fast ausgestorbenen Straße und fragen uns, welches Chinatown wohl unser Reiseführer gemeint hat. Ein wenig frustriert wollen wir schon umkehren, hatten wir uns doch was ganz anderes erwartet. Nämlich ein schillerndes Nachtleben, viele Menschen, Kneipen, Straßenstände…und wie aus dem nichts, tauchen wir an der nächsten Straßenecke genau in dieses Chinatown ein. Von Null auf Hundert, eben noch dunkle ausgestorbene Straßenzüge, finden wir uns jetzt inmitten bunter Neon-Reklame mit chinesischen Schriftzeichen wieder. Links und rechts tobt das Leben. Stände, soweit das Auge reicht, überall bruzzelt oder blubbert es. Musik schallt von irgendwo her, kitschige Shops verkaufen chinesische Alternativmedizin und wir sind mittendrin. Aufgrund der Fülle an Angeboten gibt es ein zweites Abendessen in einer mit Einheimischen überfüllten Garküche und dann haben wir für heute genug und verlassen den Trubel von Chinatown im Tausch gegen das klimatisierte Hotelzimmer. Füße hoch, Entspannung und morgen geht es weiter in diesem Großstadt-Dschungel.

Der Gruß des Tages geht heute an die gesamte „Gelbfüßler“-Verwandschaft ;) Hoffen es geht auch allen gut. Wir jedenfalls schicken euch sonnige Grüße aus Bangkok und für jeden einen Kuss…nur der Opa und die Oma, die bekommen 2 von mir!

Zitat des Tages: „Guck, jetzt sind wir in Chinatown…hier sind nur Inder!“


Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Julia (Freitag, 14 November 2014 22:08)

    Ganz ehrlich... IHR seid der beste Reiseführer! Und ich bin neidisch auf das Thai Food ;-) Kuss an euch!