Saigon bittet zu Tisch

Bevor ich von unserem heutigen Tag in Saigon erzähle, möchte ich nochmal kurz auf den gestrigen Tag zurückkommen. Er fing entspannt an, ging genauso entspannt weiter, klang mit einem fantastischen Essen am Strand bei Sonnenuntergangskulisse aus und endete leider mit einem katastrophalen Rückflug nach Saigon. Noch während des Boarding fängt es in der Dunkelheit der anbrechenden Nacht an zu regnen und zu blitzen. Beim Rollen Richtung Startbahn habe ich noch eine gewisse Resthoffnung, dass der Flug vielleicht verspätet abhebt und wir das tropische Unwetter erst mal vorüber ziehen lassen. Doch bald ist klar, das wird nichts. Ich will es jetzt nicht en detail beschreiben, da ich vielleicht nicht ganz objektiv bin, leide ich doch unter einer gewissen Flugangst. Für uns war es jedenfalls der schlimmste Flug, den wir bisher hatten. Nach ungewöhnlichem Start bleibt es dunkel in der Maschine, wir ziehen steil nach oben und sind auf einmal „mittendrin“. Wahrscheinlich nur eine halbe Minute, in der nicht nur wir uns aneinander klammern…Turbulenzen??? Kein Wort des Piloten, kein Wort der Crew, ich dafür schweißgebadet und heulend. Und dann sind die 35 Minuten Flug vorüber als wäre nichts gewesen und wir heilfroh nach dieser Erfahrung wieder unten zu sein. Erlebt haben wir sowas als Vielflieger noch nie. Von verspäteten Starts bei Gewitter über ein angekündigtes Umfliegen der Schlechtwetter-Zone bis hin zum Einstellen des Bordservice, da ein Servieren nicht mehr möglich ist haben wir alles durch…aber das hat einfach alles ins Negative übertroffen!

Aber heute ist ein anderer Morgen ohne Flug und dafür mit dem Plan durch’s chinesische Viertel zu schlendern. Laut Karte ein recht ausgedehnter Spaziergang und so bewaffnen wir uns wie gewohnt mit allerhand Wasser und Sonnenschutz. Die Hitze macht uns dennoch zu schaffen, vor allem weil Thommy seit mittlerweile 6 Tagen mit irgendeinem Keim zu kämpfen hat. Nach gut der Hälfte der Strecke ist der Akku erst mal leer und wir setzen uns an eine beliebige Straßenecke einfach auf den Bordstein in den Schatten und Beobachten das Treiben. Direkt vor uns eine resolute alte Lady, die den Herrschaften drum herum ordentlich den Marsch bläst. Zumindest sieht es Ihrer Gestik und Mimik nach ganz so aus…verstehen können wir es ja nicht. So bekommt der nette junge Mann mit frischen Riesenkrabben im Gepäck nach Begutachtung und manueller Prüfung der Tiere einen dicken „Dismissed“ Stempel und fährt geknickt mit seiner Ware wieder von dannen. Und auch die Dame vom Nachbarshop wird laut brabbelnd ins Geschehen miteinbezogen, während die eiserne Lady uns verschmitzt zuzwinkert - wohlwissend, dass wir sie beobachten J An der Ampel inmitten des alltäglichen Rollergewusels ein Zebra und ein Clown…wahrscheinlich die Überbleibsel der gestrigen Halloween Party. Dann eine Frau auf dem Fahrrad mit so viel Kartons und Kisten auf einem nicht mehr sichtbaren Gepäckträger, dass sie bereits mit den Füßen am Boden das Gleichgewicht halten muss, um nicht mit samt der Ladung zu einer Seite zu purzeln. Manchmal bekommt durch diese Zwangspausen fernab dessen, was man eigentlich vorhatte den besten Eindruck von den Szenen des Alltags und ist viel näher dran am Leben derer, die man entdecken will. In Anbetracht des Bauchgrummelns und der Kilometer die noch vor uns liegen entscheiden wir uns für den Rückweg. Vorbei an einem örtlichen Bustourenveranstalter ins Mekong-Delta, das wir ab morgen bereisen wollen. Nach ausführlicher Recherche und telefonischer Auskunft durch unsere Rezeption finden wir das kleine Office anhand der Adresse recht schnell. Doch wie so oft sind wir auch diesmal wieder den Eigenheiten dieses Landes unterworfen. Zwar haben wir die richtige Busgesellschaft angesteuert und auch unser Ziel wird angefahren, nur leider von dem Zweitbüro aus…das NATÜRLICH genau an der Straßenecke ist, an der wir eine halbe Stunde zuvor unsere Bordsteinrast gemacht haben. Und es ist selbstverständlich nicht möglich im Hauptbüro Tickets für diese Fahrt zu erstehen, denn: Der Bus fährt ja nicht von hier. Die Logik dieses Sachverhaltes erschließt sich uns nicht. Aber wir haben mittlerweile dazu gelernt. Eine Diskussion ist sinnlos und so verlassen wir die heiligen Hallen und einigen uns darauf, morgen mit dem Taxi kurz vor Abfahrt im „richtigen“ Office die Tickets zu kaufen. Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht ;) Noch während des Heimweges entscheiden wir uns für ein verfrühtes Abendessen. Keim hin oder her…irgendwas muss man schließlich zu sich nehmen. Wir gehen in DAS „Bo Tung Xeo“ Restaurant von Saigon. Keine Sorge, bei aller Experimentierfreude haben wir uns an nichts ganz gruseliges gewagt (s. Foto!). Berühmt ist das Restaurant für sein mariniertes Rindfleisch zum selber Grillen. Also bestellen wir das auch, getreu dem Motto es kommt eh wieder raus. Ein junger Mann bringt einen Mini Holzkohle Grill und das lecker aussehende Fleisch und fängt an für uns zu Grillen. Währenddessen kommen wir ein bißchen ins Gespräch darüber dass er eigentlich studiert hat, gerne Fußball spielt und ursprünglich aus Da Nang kommt. Mittlerweile sind die ersten Stücke fertig und schmecken köstlich. Schwupp ist alles aufgegessen und weil es so lecker war und die Atmosphäre so heimelig ist, bestellen wir ein weiteres Barbecue, diesmal jedoch mit Krokodil ;) Der Junge freut sich über unseren Mut und findet es offensichtlich wahnsinnig interessant, dass so etwas bei uns Deutschen nicht auf dem täglichen Speiseplan steht, obwohl es doch so lecker ist. Und Recht hat er! Wir lassen uns das fremde Mahl schmecken und kugeln am frühen Abend zurück ins Hotel. Hier liegen wir nun, warten auf den deutschen „El Classico“, der auch in Vietnam übertragen wird und müssen gerade feststellen, dass der im Hotel Directory angepriesene 24h Room-Service eigentlich doch nur so lange geht, bis der letzte Gast die Bar verlassen hat. Ahhhhhja…der war dann wohl leider schon weg. Um wieder eine Anekdote reicher verlassen wir Saigon morgen und machen uns auf in den südlichsten Teil Vietnams – zum Mekong-Delta!

Der Gruß des Tages geht an denjenigen, der dafür gesorgt hat, dass wir gestern heile wieder gelandet sind!

Zitat des Tages (Tina zu Thommy nach wiederholten Sticheleien) : „Sag schon mal Au…es schlägt nämlich gleich ein!“


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Kommentare: 1
  • #1

    Basti (Montag, 03 November 2014 09:17)

    Hoffentlich müsst ihr nicht nochmal so einen Flug ertragen.Aber wenigstens seid ihr dann mit lecker Essen und einem erfolgreichen Classico belohnt worden;-) Viel Spaß weiterhin und viele Grüße aus dem herbstlichen Würzburg!