Dalat off the beaten track

Hatte ich meine kalten Füße in Hoi An erwähnt??? Auch nach einer Stunde Flug und Ankunft in Dalat hat sich daran nix geändert. Der Flug an sich war schon gewöhnungsbedürftig. Propeller-Maschinen an sich unterschreiten von vornherein mein Mindestmaß an Wohlfühlen im Flugzeug und wenn man dann auch noch durch Berge von Wolken und Regen muss, trägt das nicht gerade zur Entspannung bei. Angekommen sind wir schließlich trotzdem in den Central Highlands und haben den Monsun gleich mitgebracht. So macht sich nach einchecken im Hotel ein bisschen Frust breit, wollten wir doch im Gegensatz zu den Bergen im Norden ENDLICH mal was von der Landschaft sehen. Bei mäßigen 23 Grad – ja…wir sind die Hitze mittlerweile gewohnt J - packen wir den Regenschirm, kaufen uns 2 bunte Regen-Capes und gehen auf Empfehlung unseres Gastgebers erst mal ein paar Häuser weiter. In dieser unscheinbaren Stube mit Metalltischen und Neonlicht sind wir die einzigen Europäer. Der Laden ist voll, denn hier gibt es angeblich in ganz Dalat die besten mit Schwein gefüllten Reispapierrollen samt Erdnuss-Dip…und zwar nur die. So bekommen wir automatisch eine riesen Portion und rollen das köstliche Mahl mundgerecht zusammen. Mal wieder sind wird begeistert von der Frische und dem Geschmack der bodenständigen einheimischen Küche. So gestärkt und mit deutlich besserer Laune laufen wir weiter die Stadt zu erkunden. Schnell sind wir auf dem Markt, vorbei am kitschigen Mini-Eiffelturm (hier merkt man den französischen Einschlag) und dem See. Wir überlegen lange, ob wir noch eine Nacht bleiben sollen. Ein weiterer Tag mit Dauerregen kommt nicht in Frage. Und so beschließen wir einfach, dass die Sonne scheint und verlängern unseren Aufenthalt in Dalat. Und dafür werden wir belohnt. Das Wetter ist heiter bis wolkig und deutlich wärmer, so dass wir uns nach dem Frühstück gleich einen Roller schnappen und los fahren. Raus aus der Stadt hinein in den Gemüsegarten Vietnams. Das deutlich kühlere Klima sorgt für üppiges Wachstum auf den Feldern und Bergen. Von Erdbeeren über verschiedene Salate bis hin zu Kaffeebaum-Plantagen ist alles vertreten. So weit das Auge reicht wird gepflanzt, geerntet und umgegraben. So fahren wir durch die Dörfer bis zum Langbiang, dem höchsten Berg der Region. In Anbetracht des wolkigen Himmels und der fortgeschrittenen Zeit lassen wir uns völlig entgegen unserer Vorliebe mit einem Jeep zum Gipfel fahren und sind beeindruckt, welch schöne Landschaft sich vor unseren Augen ausbreitet. Schnell ist der verregnete Tag von gestern vergessen und wir freuen uns über diesen Ausblick. Auf einem Stein mit Blick Richtung See und bunter Felder machen wir eine Bananen-Pause und genießen das, was da vor uns liegt. Anschließend geht unsere Reise auf dem Roller weiter. Vorbei an einer Hochzeit mit lustiger Karaoke-Einlage, einem verwilderten Friedhof, der von einer Horde Pferde bewacht wird bis hin zu einer Kaffeeplantage, an deren Ende uns die Straße dann doch ein bisschen zu abenteuerlich erscheint. Also drehen wir erst mal um und machen in Dalat City eine kleine Kaffee Pause im Windmills-Kaffee, bevor wir die Stadt diesmal Richtung Süden verlassen. Die Beschilderung ist schlecht und so biegen wir mehr nach Gefühl irgendwann rechts ab und kommen schließlich zum Paradise-Lake. Landschaftlich eingebettet in grüne Hügel denken wir sofort an Skandinavien oder Neuseeland. Noch während wir den See umrunden und uns eine richtig schöne Panorama-Route ausgeguckt haben, fängt es dann doch an zu regnen. Erst leicht und dann der übliche Wolkenguss. Wie gut, dass wir uns am Vortag mit Capes ausgestattet haben. Trotzdem entscheiden wir uns für den Heimweg, die Straße ist nass, mir ist kalt und die Nase läuft ohnehin schon. So kommen wir am späten Nachmittag trotz allem sehr zufrieden zuhause an. Als Berg- und Naturliebhaber könnten wir hier durchaus noch ein paar Tage verweilen. Da das Wetter uns aber einen Strich durch die Rechnung macht, buchen wir uns stattdessen 2 Plätze im Bus nach Ho Chi Minh City für den nächsten Tag. Nach einer heißen Dusche und frühzeitigem Schlafen gehen werden wir also heute um 6 Uhr vom Wecker geweckt und sitzen 2 Stunden später mit einigen anderen Backpackern und Homies im Bus der Sinh Tourist Office nach Saigon. 8 Stunden Fahrt sind geplant. Ich habe schon zum Frühstück kaum was getrunken…besser isses ;) Und man glaubt nicht wie lang 8 Stunden sein können: Die Straßen sind eine Katastrophe, Schlaglöcher und Schotter, die das Fahren zu einer Art Buckelpistenerlebnis werden lassen. Serpentinen mit waghalsigen Überholmanövern und dazu bisweilen eine mäßig funktionierende Klimanalage und ebensolche Beinfreiheit. Das einzige, was zu unserer Erheiterung beiträgt ist der Busfahrer himself. Ob nun Tickstörung oder Wachhaltemanöver…er kommuniziert überaus amüsant mit den entgegen kommenden Fahrern, oder denen vor uns oder – wenn gar kein Opfer zu sehen ist – auch gerne mit sich selbst. Es wird gehupt nach Lust und Laune…und wir fragen uns, wo der halbe Inhalt der Flasche Reiswein abgeblieben ist, die zu Beginn der Fahrt noch voll war. Wie auch immer: Nach etwas mehr als 8 Stunden kommen wir im stickigen Saigon an. Das Klima entspricht wieder dem, was wir die letzten 3 Wochen gewohnt waren. Die Stadt selbst wirkt auf den ersten Eindruck etwas geordneter als Hanoi. Und nicht nur das…auch ein deutlicher westlicher Einfluss ist zu verspüren. Die großen Fastfoodketten fallen uns auf und typisch europäische Mode-Label reihen sich aneinander. Mit diesen Eindrücken gelangen wir an unser Domizil und gönnen uns erst mal 10 Minuten gar nix ;) Der Ausblick aus unserem Zimmer im 11. Stock auf die Skyline ist toll, die Dämmerung bricht an und wir sind stumme Beobachter. Heute reicht es „nur“ für ein Dinner um’s Eck. Es gibt Bun Cha, und Pancakes für mich und Thommy bestellt gerillten Octopus und gefüllte Schnecken. Und endlich bin ich mal mutig und probiere das Kriechtier…es kostet mich mehr als Überwindung, doch ich muss gestehen: Es schmeckt ;) Wieder zuhause sind wir gespannt wie der zweite Eindruck morgen wohl wird, wenn wir die Stadt zu Fuß erkunden. In diesem Sinne erst mal gute Nacht!

Der Gruß des Tages geht an Nadja und Daniel. Wir schicken Euch ganz liebe Grüße aus der Ferne und vor allem für Dich Nadja nochmal viel Motivation im Lern-Marathon! Fühlt Euch gedrückt!

Zitat des Tages (Thommy im Bus beim Blick aus dem Fenster): „Da hinten brennt schon wieder der Grill für die Kuh da…die weiß es nur noch nicht!“


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Kommentare: 4
  • #1

    Ella (Montag, 27 Oktober 2014 09:13)

    Liebes Schwesterchen!
    Du könntest Schriftstellerin werden. Es ist immer wieder ein Genuss deine Zeilen zu lesen und entlockt mir an der ein oder anderen Stelle ein breites Grinsen im Gesicht. Also fleißig weiter schreiben für die Daheimgebliebenen!
    Drück dich!!!

  • #2

    Vanessa (Montag, 27 Oktober 2014 13:36)

    Miss you ;)

  • #3

    Julia (Montag, 27 Oktober 2014 14:18)

    Ich schließ mich deiner Schwester an...! Gruß&Kuss

  • #4

    Tina (Dienstag, 28 Oktober 2014 15:32)

    Ach...was würde ich ohne Euch nur in der Ferne machen! Dicken Kuss für die Ladies ***