It's raining again

Zum Abschied aus Hoi An bekommen wir den Regen nochmal gratis. Der gestrige Tag beginnt mit einem Blick aus dem Fenster um festzustellen, dass die Straße hinter dem Hotel komplett überschwemmt und somit unpassierbar ist. Der Himmel passend hierzu in faden Grautönen…nur die Menschen auf Ihren Rollern mit den bunten Regencapes sind kleine schwimmende Farbklekse an diesem trüben Tag. So warten wir bis zur Mittagszeit in der Hoffnung einigermaßen trockenen Fußes Richtung Old Quarter zu kommen. Heute wollen wir unsere Beute nämlich in die Heimat schicken…zu viel haben wir hier geshoppt J Mal wieder schnappen wir uns die Räder als der Regen für einen Moment weniger wird und verstauen Klamotten, Schuhe und Porzellan in unseren Drybags. So radeln wir auf viel zu kleinen Rädern (was mit einem „ Du siehst vielleicht bescheuert aus“ von hinten kommentiert wird) zur netten Dame von der Post. Das Postamt ist…anders. Eher wie ein Wohnzimmer, in dem ein geordnetes Chaos herrscht. Die Dame sucht die passende Box und stopft unsere Habseligkeiten der Reihe nach hinein. Stolz, weil alles rein passt, grinst sie uns an und brabbelt irgendwas auf „viet-englisch“, das bei uns nur ein freundliches Lächeln bei völliger Ahnungslosigkeit hinterlässt. Dann wird das Paket gewogen, beinahe 10 Kilo sind drin. Schließlich kommt noch eine Schicht Pappe drumherum und dann wird alles mit Paketband verschnürt. Und wenn ich alles schreibe, meine ich das auch J Nach etwa 10 Minuten ist nicht ein Fleck ohne Klebeband. Unter prüfendem Blick wird das Paket ein letztes Mal gedreht und gewendet und schließlich für gut befunden. Zufrieden klebt die nette Frau noch die Adresse drauf und nun kann’s losgehen Richtung Germany! Wir bedanken uns mehrfach und kehren anschließend in unser „Stammlokal“ ein. Banh Mi Phuong…die leckersten belegten Baguettes der Stadt und der perfekte Sattmacher für zwischendurch. Danach radeln wir nach Hause. Mittlerweile scheint die Sonne und wir gönnen uns mal wieder ein paar Matches Billard. Wie beim letzten Mal ziehe ich den kürzeren und muss mich trotz ausgefeilter Technik erneut geschlagen geben. Den Abend verbringen wir im Little Menu Restaurant. Nur ein paar Tische mit offener Küche und super leckerem vietnamesischen Essen. Und dann endet der Tag so wie er angefangen hat…mit strömendem Regen und wir wieder auf den Rädern ohne Regencapes. Lachend und singend fahren wir durch riesige Pfützen und kommen nass bis auf die Haut im Hotel an. Uns wird klar, dass man die Dinge nehmen muss wie sie sind und wenn man sich damit arrangiert, dann kann auch ein Regentag in Zentralvietnam zu einem richtigen Erlebnis werden ;)

Heute ist unser letzter Tag in Hoi An. Nachdem wir bisher immer mit den Rädern unterwegs waren, entscheiden wir uns in Anbetracht des unbeständigen Wetters heute zum ersten Mal für einen Roller. Die junge Frau von gegenüber kennt uns schon, schließlich hat sie schon 2 Mal für blitzblanke Wäsche gesorgt und so bekommen wir ihr bestes Pferd im Stall zum Schnäppchenpreis. Nach einer kurzen Testfahrt geht es los. Bewusst verlassen wir die großen Straßen und holpern über Gassen und Feldwege hinaus auf’s Land. Dort, wo sonst kaum jemand unterwegs ist, sieht das Leben viel ursprünglicher aus. Die Häuser sind Hütten, die Einrichtung karg. Viele der Menschen sind Selbstversorger und leben in der Nähe des Flusses mit eigenen Gemüsegärten und Booten zum Fischen. Vor allem die Kinder beäugen uns neugierig und winken uns freundlich zu. Richtig angenehm mal nicht an jeder Straßenecke mit einem „Wanna buy something“ angequatscht zu werden. Hier draußen will keiner was loswerden. Die einzige Verbindung, die man hier hat, ist das gegenseitige Interesse…und das empfinden wir als sehr angenehm. So fahren wir ohne Ziel und Plan durch die Gegend und landen irgendwann in der Nähe des An Bang Strandes. Dort setzen wir uns in ein kleines Lokal am Straßenrand und bestellen frisch gepresste Säfte sowie Schrimps und Calamari vom Grill. Es dauert lange bis Saft und Essen fertig sind, dafür ist alles frisch und schmeckt ausgezeichnet. Wir sitzen und genießen und draußen haut es erneut einen Regenguss vom Feinsten runter. Es nützt alles nix, auch diesmal kommen wir nicht umhin im Regen los zu juckeln. Dafür aber mit Cape und im Schutze des Helms. Zuhause gibt es heißen Kaffee und Tee und ich habe tatsächlich nach 24 Tagen zum ersten Mal kalte Füße J  So sitzen wir jetzt gemütlich auf dem Balkon und freuen uns auf ein letztes Abendessen in diesem schönen Städtchen bevor wir morgen weiter nach Dalat ziehen.

Der Gruß des Tages geht an Julian. Wir sind stolz auf deine Performance und wünschen Dir für die nächsten Tage viel Glück und Erfolg! Hau nei J

Zitat des Tages (die nette Dame von der Post beim Einpacken des 10 Kilo Pakets): „You shopped many many many many many …“


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Kommentare: 3
  • #1

    Mirja (Freitag, 24 Oktober 2014 18:55)

    Viel Spaß in Dalat, es ist dort sehr schön!!!
    Wir haben im März eine Tour durch die Natur gemacht...! Haben uns Wasserfälle abseilen lassen und echt irre Sachen erlebt :)! Das müsst ihr unbedingt machen

  • #2

    Mirja (Freitag, 24 Oktober 2014 19:10)

    Und wenn ihr nochmal an einem schönen Strand entspannen wollt, dann ist das Jungle Beach Resort genau das richtige! LG

  • #3

    Mama Jutta (Sonntag, 26 Oktober 2014 19:03)

    Hallo ihr Zwei
    ich als alte Verpackerin hätte das Paket gern mal begutachtet,bin gespannt was ihr alles erbeutet habt.Bei euch ist das ja richtig Abenteuer pur.Noch viel Spass und viele liebe Grüsse von daheim.